Im Derby unter Flutlicht unterliegt der SSV Reutlingen den Stuttgarter Kickers mit 0:1 (0:1). Trotz kämpferischer Leistung und Chancenplus geht der SSV am Ende leer aus.
Der SSV Reutlingen verlor vor 2920 Zuschauern nach großem Kampf gegen die Stuttgarter Kickers im Derby mit 0:1. Der Gast hatte dabei mehr Spielanteile, angesichts der Chancenverteilung wäre jedoch mindestens ein Punkt für die Reutlinger verdient gewesen. In der Partie mit echtem Derbycharakter kam es immer wieder zu Nicklichkeiten beider Teams vor allem in der ersten Hälfte. Das Schiedsrichtergespann hatte augenscheinlich anfangs Schwierigkeiten, die Partie in den Griff zu bekommen. Insgesamt kann aber nicht von einer unfairen Begegnung gesprochen werden.
Verhaltener Beginn und Schock
Zu Beginn sah das Publikum zunächst ein Spiel ohne große Höhepunkte. Die Stuttgarter ließen den Ball in den eigenen Reihen laufen, konnten sich aber gegen die kompakte Reutlinger Abwehr nicht entscheidend durchsetzen. Der SSV stand tief und lauerte auf Umschaltsituationen. So waren es in der zwölften Minute auch die Kreuzeichekicker, die die erste echte Torchance des Spiels verbuchen konnten. Tim Schwaiger wuchtete aus gut 20 Metern den Ball an die Unterkante der Latte – leider kein Tor. Der Schock für die Nullfünfer folgte dann nur zwei Zeigerumdrehungen später, als die Kickers mit ihrem ersten ernsthaften Angriff in Führung gingen: Braig wurde von Tunjic mustergültig bedient und stand frei vor Torhüter Piu. Beim Umkurven des Reutlinger Torwarts fädelte er geschickt ein und zog so den Elfmeter für seine Mannschaft. “Der hatte keine Chance mehr, den Ball zu kontrollieren.”, merkte Lübke nach dem Spiel an. Mijo Tunjic ließ sich nicht lange bitten und verwandelte sicher zum 0:1 für die Gäste. Die nächste Hiobsbotschaft für den SSV dann in der 20 Minute: Dennis Lübke, der zuvor bereits angeschlagen war, musste mit ausgekugelter Schulter vom Platz. Für ihn kam Lucas Preuß in die Partie.
Viel Härte und wenig Torgefahr
Nach einer guten halben Stunde bediente Onesi Kuengienda den in der Mitte mitgelaufenen Tim Schwaiger. Dessen Kopfball konnte jedoch von Castellucci im Kasten der Gäste entschärft werden. Weitere Torraumszenen konnten die 2920 Zuschauer in der ersten Halbzeit nicht mehr bestaunen. Fünf Mal zückte der Schiedsrichter im ersten Durchgang den gelben Karton – drei Mal für die Gastgeber, zwei Mal für die Degerlocher. Beim Gang in die Kabine gab es aufmunternden Beifall für die Reutlinger von der Tribüne. Das Publikum spürte, dass hier heute mehr drin war. Die Kickers zwar mit mehr Ballbesitz und teils aggressivem Pressing, aber ohne Zug zum gegnerischen Tor. Reutlingen dagegen kompakt und mit schnellem Umschaltspiel bei Ballgewinn.
Erneute Verletzung und aktivere Gäste
Zu Beginn des zweiten Abschnitts waren es wieder die Gäste, die zunächst mehr vom Spiel hatten. Es hatte den Anschein, als wollten die Kickers direkt nach Wiederanpfiff die Entscheidung suchen. In der 47. Minute war es Baroudi, der alleine auf Torhüter Piu zulief, jedoch den Reutlinger Tormann aus spitzem Winkel nicht überwinden konnte. Knapp zehn Minuten später war dann auch für Marvin Jäger Schluss. Für den verletzten Innenverteidiger kam Nils Staiger ins Spiel. Die zweite Hiobsbotschaft des Abends für die ersatzgeschwächte Mannschaft von Maik Schütt. Dennoch gaben sich die Mannen um Kapitän Pierre Eiberger nicht auf und hielten mit großem Kampf dagegen.
Stärkste Reutlinger Phase
Nach etwa einer Stunde Spieldauer war Kuengienda plötzlich frei vor dem Torhüter der Blauen aufgetaucht. Der konnte die Situation jedoch mit einem spektakulären Flugkopfball 20 Meter vor dem eigenen Kasten klären. In der 67. Minute bediente Schwaiger gefühlvoll den eingewechselten Djermanovic, dessen Schuss jedoch knapp rechts am Tor vorbei ging. Der SSV blieb nun am Drücker und verbuchte fünf Minuten später die Riesenchance zum Ausgleich. Kuengienda wollte den im Zentrum mitgelaufenen Djermanovic bedienen. Ein Kickers-Verteidiger kam ihm jedoch zuvor und spitzelte den Ball gegen das Bein des eigenen Torhüters – Riesenglück für die Gäste. Reutlingen in der Folge weiterhin bemüht hier noch den Ausgleich zu erzielen, den Hausherren ging jedoch sowohl die Zeit als auch die Kraft aus. Kurz vor Schluss kamen die Gäste nochmals zu zwei Möglichkeiten: Ein Schuss von Riedinger aus zentraler Position konnte von Torspieler Piu entschärft werden und Dicklhuber verfehlte beim Versuch den Reutlinger Keeper zu überlupfen das Gehäuse knapp. Kurz darauf war Schluss, der Unparteiische sah keine Veranlassung für mehr als drei Minuten Nachspielzeit obwohl die Kickers in der Schlussphase spürbar Zeit von der Uhr nahmen. Überhaupt machte das Schiedsrichtergespann nicht immer den souveränsten Eindruck. Nicht nur einmal wurde den Gastgebern in aussichtsreicher Position ein Vorteil weggepfiffen. Schuld an der Reutlinger Niederlage waren aber weniger die Unparteiischen als vielmehr die mangelnde Chancenverwertung der Hausherren.
Fazit und Ausblick
Der SSV muss sich angesichts seiner Einstellung keinen Vorwurf machen. “Wir haben die Zweikämpfe gut angenommen und uns Chancen erarbeitet, hatten aber leider Pech im Abschluss.”, sagte Schütt. Und weiter: “Die Kaltschnäuzigkeit hat gefehlt, das tut schon weh. Wir müssen in jedem Spiel eine solche Leidenschaft zeigen, die Zuschauer begeistern und mitnehmen die uns dann wiederum mit ihren Anfeuerungen zusätzlichen Schub geben.” In der Tat hatte sich in diesem Spiel gezeigt, wieviel Energie eine solche Atmosphäre freisetzen kann. “Kompliment an die Mannschaft, da war Feuer drin. Wir brauchen sicher noch 15 oder 16 Punkte zum Klassenerhalt, das wird auch in anderen Spielen kein Selbstläufer.” fügte Schiffel an. Mit derselben Leidenschaft wie heute aber auch keine Mission Impossible.
Der SSV gastiert am Samstag, 05.03.2022 um 15:30 Uhr beim FC Astoria Walldorf II. Zu Hause geht es bereits drei Tage später am Mittwoch, 09.03.2022 um 19 Uhr mit dem nächste Flutlichtspiel gegen den SV Oberachern weiter. Gerne wieder mit einer beeindruckenden Kulisse, die die Mannschaft beflügelt.
Spielzusammenfassung
Die Highlights zusammengefasst vom Reutlinger General-Anzeiger
So spielten sie:
SSV Reutlingen: Piu – Jäger (55. Staiger), Lübke (20. L. Preuß), Mohr, Schiffel, Schumann, Eiberger (82. Meixner), Schwaiger, Wöhrle, Dautaj (66. Djermanovic), Kuengienda
SV Stuttgarter Kickers: Castellucci – Kammerbauer, Kolbe, Moos, Reisig, Zagaria, Campagna, Dicklhuber, Baroudi (63. Riehle), Braig (83. Riedinger), Tunjic (75. Colic)
Tor: 0:1 Tunjic (15.)
Schiedsrichter: Hafes Gerspacher, Assistenten: Tobias Doering, Niklas Pfau
25.02.2022 (dibe)