Der SSV Reutlingen 05 hat am ersten Spieltag der Oberliga-Saison 2021-22 beim FC Nöttingen mit 2:0 (1:0) verloren. Die Tore erzielten Ernesto de Santis und Nikolaos Dobros. Der SSV hat bereits zum Auftakt viele verletzte Spieler zu beklagen.
Das Ergebnis sah deutlicher aus, als das Spiel selbst es war. Im Unterschied zu den letzten Jahren, wo für den SSV in der Kleiner Arena meist nichts zu holen war außer zahlreichen Gegentoren, hätte dieses Spiel nicht mit einem Zwei-Tore-Unterschied enden müssen. Denn die Reutlinger bewegten sich während des gesamten Spiels durchaus auf Augenhöhe.
Ausgeglichene erste Hälfte
Insbesondere in den ersten 45 Minuten sahen die 410 Zuschauer ein munteres Spiel, das immer wieder hin und her wogte. Hatte Nöttingen durch Mario Bilger die erste richtige Chance des Spiels in der zehnten Minute, so ging die nächste gute Möglichkeit auf die Rechnung der Reutlinger. Nachdem Jovan Djermanovic im Strafraum noch gescheitert war – die Reutlinger Spieler monierten hier ein Handspiel, welches aber nicht gegeben wurde, zog Tim Schwaiger aus der zweiten Reihe ab (15.). Nur eine Minute später war es erneut Schwaiger, der die Führung auf dem Fuß hatte. Doch sein Freistoß von links ging knapp am Tor vorbei (16.). Im Anschluss kam Nöttingen zu zwei besseren Möglichkeiten (17., 19.), ehe wieder der SSV angriff. Armin Zukic, heute in der Startformation, zog von links ab. Andreas Dups im Nöttinger Tor ließ abklatschen, der Ball landete vor den Füßen von Noah Ganaus, doch auch seinen Schuss konnte Dups parieren (26.).
Führung durch Nöttingen
Nach zwei weiteren Chancen für den SSV durch Djermanovic (28.) und Zukic (30.) dann die Schrecksekunde für die Reutlinger, als ein Nöttinger Ball an den linken Außenpfosten knallte (31.). Bis dahin war kaum ein Durchkommen gewesen für den Nöttinger Angriff. Die neu zusammengestellte Abwehr um Frederick Mohr wehrte vieles ab, und den Rest hielt SSV-Keeper Jerome Weisheit, der erneut das Vertrauen des Trainerteams bekam. Doch in Minute 36 passierte es: Nöttingens de Santis setzte sich durch und zog von links ab. Sein Schuss flog an den Außenpfosten und von dort ins Tor. Vor der Pause bäumte sich der SSV noch einmal auf, doch Luca Wöhrle (44.) und Djermanovic (45.) scheiterten.
Schwächere zweite Hälfte
Die zweite Hälfte begann mit einem Angriff von Nöttingen (46.) und zwei weiteren Möglichkeiten durch Staiger (48.) und Zukic (49.). Doch anschließend wurde es ruhiger, das Spiel vor allem durch zahlreiche Wechsel geprägt. Nöttingen, in Führung liegend, musste nicht mehr zwingend Druck machen, und der SSV wartete auf seine Chance. „Ich habe immer gesagt, abwarten, die eine Chance für uns wird kommen,“ berichtete Reutlingens Kapitän Pierre Eiberger nach dem Spiel. Und er sollte recht behalten. Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit war es Frederik Schumann, dessen Schuss knapp über das Gehäuse ging. Dann köpfte der ebenfalls eingewechselte Bleart Dautaj ebenfalls knapp daneben (90.). Doch statt des Ausgleichs klingelte es auf der anderen Seite. Der letzte Nöttinger Angriff durch Nikolaos Dobros landete im Ziel, und der FCN erhöhte auf 2:0 (90+3.).
Zufriedenheit und Enttäuschung beim SSV
„Wir hätten was verdient gehabt heute“, trauerte Eiberger dem verlorenen Punkt nach. „Das muss man nicht verlieren. Von der Einstellung und vom Kampf her waren wir ganz gut.“ Chefcoach Maik Schütt sah das genauso. „Es tut mir leid für die Mannschaft, sie hätten es verdient gehabt. Wir waren von Beginn an gut im Spiel und haben kollektiv gut verteidigt. In der zweiten Halbzeit haben wir aus dem Spiel heraus bis auf das späte 2:0 keine Chance mehr zugelassen und hatten selbst gute Möglichkeiten.“ Auch bei den Standards sah er eine Verbesserung. „Unser einziges Manko ist momentan noch die Chancenverwertung. In Nöttingen kriegst du keine sechs, sieben Chancen, da musst du auch mal eine nutzen. Aber kein Vorwurf an die Mannschaft, das wissen alle und daran arbeiten wir.“
SSV mit „Flickenteppich“
Dennoch überwog beim SSV die Zufriedenheit, insbesondere angesichts der Personalsituation. Denis Lübke und Marvin Jäger, beide angeschlagen vom Pokalspiel gegen Balingen, mussten für das Spiel absagen. Somit fielen beide Innenverteidiger aus. Eiberger hat bereits seit einiger Zeit Leistenprobleme. „Ich habe heute nur gespielt, weil sonst niemand da war.“ Ebenfalls nur mit Schmerzmitteln und nur für eine knappe Stunde hielt Wöhrle durch, der zehn Minuten vor der Abfahrt zum Spiel einen Migräneanfall erlitt. Jonas Preuß, nach Verletzung ebenfalls noch nicht wieder bei 100 Prozent, gab ein vorsichtiges OK für einen Einsatz über 30 Minuten. Onesi Kuengienda hatte die ganze Woche krank im Bett gelegen und konnte nicht trainieren. Samuel Mayer fehlt aufgrund seines Kreuzbandrisses langfristig. „Die Aufstellung war der reinste Flickenteppich,“ so Schütt. „Ich habe den halben Morgen telefoniert und viele Spieler mussten auf ungewohnten Positionen spielen. Dennoch haben alle alles reingeworfen. Kompliment an die Mannschaft, wir waren als Kollektiv gut.“
Pokalspiel kommt ungelegen
Bereits am kommenden Mittwoch, 11.8.21 um 19 Uhr, muss der SSV schon wieder antreten. Der Gegner im DB Regio wfv-Pokal ist die SGV Freiberg. „Ich bin etwas enttäuscht, dass man unserem Wunsch nach Spielverlegung nicht nachgekommen ist. Wir werden definitiv rotieren, damit sich die angeschlagenen Spieler etwas erholen können. Auch einige U19-Spieler werden am Montag mittrainieren. Die Liga ist wichtiger als der Pokal,“ blickt Schütt bereits auf das nächste Auswärtsspiel in Oberachern (Samstag, 14.8.21, 15:30 Uhr) voraus. Dennoch wollen die Kreuzeichekicker auch im Pokal gewinnen. „Man hat immer eine Chance,“ glaubt Schütt an den Erfolg.
So spielten sie:
FC Nöttingen: Dups – Ulusoy (64. Trivunic), Kranitz (86. Hauser), Bilger, Brenner, Marton (66. Dobros), de Santis, Radel, Hecht-Zirpel (84. di Piazza), Gür, Heers
SSV Reutlingen: Weisheit – Schumann, Mohr, Staiger (70. Meixner), L. Preuß – Eiberger, Wöhrle (57. J. Preuß), Ganaus (82. Dautaj), Schwaiger – Djermanovic (61. Kuengienda), Zukic
Tore: 1:0 de Santis (36.), 2:0 Dobros (90.+3)
Schiedsrichter: Cedrik-Alexander Bollheimer
Zuschauer: 410.
07.08.2021 (sv)
unglaublich was dieses verletzungspech anbetrifft.
umso erstaunlicher, was der ssv reutlingen trotzdem abruft. grosses kompliment.