Reutlinger Siegesserie nach drei Spielen gerissen. Gegen die Sport-Union Neckarsulm setzt es eine 0:2-Niederlage. Der SSV damit nun wieder in Zugzwang in den nächsten Begegnungen.
“Alle dachten, wir sind schon durch – dem ist aber nicht so!”, reagierte Albert Lennerth angesäuert auf die Darbietung seines Teams. Dabei begann das Spiel ganz so, wie es sich die 712 Zuschauer erhofft hatten. Nach dem unglücklichen Rückstand und den verletzungsbedingt erforderlichen Umstellungen waren die Hausherren dann aber praktisch schon in der ersten Hälfte geschlagen. “Wir arbeiten weiter am Zweikampfverhalten und benötigen unbedingt wieder mehr Laufbereitschaft.”, fügte Lennerth nach dem Spiel hinzu. In der Tat kamen seine Schützlinge im Spielverlauf nicht mehr in die Zweikämpfe und zeigten deutlich zu wenig Bewegung im Spiel ohne Ball. Auch wenn die nicht immer souverän wirkende Leistung des Schiedsrichtergespanns die Aufgabe nicht leichter gemacht hatte waren es doch die Reutlinger Akteure selbst, denen gegen clever agierende Gäste einfach zu wenig einfiel. Am Ende gewannen die Neckarsulmer dann auch nicht unverdient mit 0:2 (0:2) im Kreuzeichestadion.
Starker Beginn der Hausherren
Gleich nach zwei Minuten war Schumann frei durch, wurde aber aufgrund einer Abseitsstellung zurückgepfiffen – ein knappes Ding. Nur eine Zeigerumdrehung später lief Onesi Kuengienda nach feinem Zuspiel allein auf den Neckarsulmer Keeper zu, umkurvte ihn und schoss aus spitzem Winkel auf das Gästetor. Die Abwehr konnte aber auf der Linie klären. Dann ein schöner Pass von Schumann auf Staiger, dessen Schuss von Mai nur abgeklatscht werden konnte. Muhamed Sanyang versuchte abzustauben, doch war sein Abschluss aus sieben Metern zu harmlos (9.). Der SSV in der Anfangsphase die eindeutig spielbestimmende Mannschaft mit viel Zug zum gegnerischen Tor.
Kalte Dusche und Verletzungspech
Mit der ersten Angriffsbemühung erzielten die Gäste auch gleich das 0:1. Bellanave gelangte an den Ball und marschierte die linke Seite entlang. Seine scharfe Hereingabe rutschte unter zwei Reutlinger Abwehrbeinen hindurch, Botta stand in der Mitte goldrichtig und vollendete aus fünf Metern zur Führung für die Sport-Union (13.). Vier Minuten später musste Frederick Mohr verletzt ausgewechselt werden, für ihn kam Rekonvaleszent Denis Lübke ins Spiel. Doch damit nicht genug: In der 22. Minute kamen die Gäste nach einer abgeblockten Eckballhereingabe zum zweiten Treffer durch einen volley genommenen Sonntagsschuss von Eitelwein von der Strafraumkante. So sehenswert der Treffer auch war, dem Eckball war wohl eine Neckarsulmer Abseitsstellung vorausgegangen. Ebenso wie elf Minuten später, diesmal konnten die Gäste aber kein Kapital aus der Ecke schlagen.
Reutlingen kam in der Folge nur noch zu zwei Halbchancen, Sanyang wurde aber wegen eines Stürmerfouls zurecht zurückgepfiffen (37.) und Kuengienda fand in vielversprechender Position keine Anspielstation (39.). Noch in der ersten Hälfte mussten zudem Suddoth (38.) und Wöhrle (42.) mit Verletzungen vorzeitig ausgewechselt werden. Für den weiteren Spielverlauf wenig hilfreich, dass die eingespielte Formation der vergangenen Spiele aufgelöst werden musste. Stingel und Lennerth griffen mit Tuksar und Eiberger auf erfahrenes Personal zurück, das jedoch keine Spielpraxis hatte.
Zweite Hälfte schwach
Die Geschichte der zweiten Halbzeit ist schnell erzählt: Reutlingen konnte nicht und Neckarsulm musste nicht. Dabei wurde der Neckarsulmer Keeper praktisch überhaupt nicht mehr geprüft. Sanyang verpasste Tuksars Hereingabe knapp (49.) und auch kurz vor Schluss kam der Reutlinger Angreifer einen Schritt zu spät (89.). Piu dagegen musste noch dreimal ins Spielgeschehen eingreifen (48., 62., 77.), aber so richtig gefährlich wurde auch das Neckarsulmer Angriffspiel nicht mehr. Stattdessen musste in der 61. Minute auch noch Schwaiger verletzt runter, für ihn kam Meixner.
In der 80. Minute holte sich Kuengienda Gelb wegen Meckerns nach einer Rudelbildung, die beiden Hauptprotagonisten Schumann und Mägerle wurden dagegen nur ermahnt. Nur sieben Minuten später dann Gelb-Rot für Kuengienda, nachdem er dem abermals am Boden liegenden Mägerle sanft den Kopf streichelte. Unnötige Aktion von Kuengienda, der damit beim nächsten Auswärtsspiel fehlen wird. Aber auch wenig Fingerspitzengefühl des Referees, der diese Geste als gelbwürdige Unsportlichkeit wertete. Doch weder dieser Platzverweis, noch die – angesichts der zahllosen Behandlungsunterbrechungen für die Neckarsulmer Spieler – nur drei (statt angemessenen sechs bis acht) Minuten Nachspielzeit waren letztlich spielentscheidend. Man hatte das Gefühl, Reutlingen hätte auch bei einer Stunde Nachspielzeit kein Tor mehr erzielen können.
Fazit und Ausblick
Der SSV mit einer insgesamt schwachen Leistung. Gründe hierfür waren zum einen der frühe doppelte Rückstand, die verletzungsbedingten Umstellungen und die mangelnde Laufbereitschaft. Zum anderen muss aber auch anerkannt werden, dass die Gäste ihre Aufgabe gut gelöst haben. “Der Gegner stand gut, hat clever abgewartet und gekontert.”, musste auch Lennerth zugeben. Dem SSV ist es nach gutem Beginn nicht mehr gelungen, sich durch das eng gestaffelte Bollwerk der Gäste zu kombinieren und Reutlingen hat daher immer wieder versucht, mit langen Bällen zu agieren. Die kamen aber viel zu selten an. Das mutige und selbstbewusste Kombinationsspiel, das die Reutlinger vor allem in den beiden Auswärtspartien in Villingen und Rielasingen ausgezeichnet hatte, war heute nach dem Rückstand kaum mehr zu sehen. Das lag wohl an der Verunsicherung und an den Wechseln mit nicht eingespieltem Personal.
Bereits am Mittwoch geht es um 18:30 Uhr weiter beim Auswärtsspiel in Pforzheim. Der 1. CfR erwartet die Nullfünfer mit alten Bekannten wie Trainer Grimminger, Stürmer Sauerborn und Allrounder Di Bicarri. Beim aktuellen Ligafünften sind die Kreuzeichekicker klarer Außenseiter, doch das waren sie auch in Villingen und Rielasingen. Unterstützt unseren SSV dabei, am Mittwoch wieder ein anderes Gesicht zu zeigen. Anfahrtsbeschreibung
Am kommenden Samstag um 15:30 Uhr gastiert der Freiburger FC an der Kreuzeiche. Im direkten Duell gegen einen Abstiegskonkurrenten hoffen wir auf zahlreiche und lautstarke Unterstützung durch unsere Fans.
So spielten sie
SSV Reutlingen: Piu – Staiger, Jäger, Wöhrle (42. Eiberger), Suddoth (37. Tuksar), Sanyang, Mohr (17. Lübke), Schwaiger (61. Meixner), Schumann, Kuengienda, Krajinovic
Sport-Union Neckarsulm: Mai – Bellanave (83. Perantisch), Botta (74. Klotz), Grupp, Seybold (78. Demir), Gotovac, Romano, Eitelwein (73. Albert), Neupert, Mägerle, Pander
Tore: 0:1 Botta (13.), 0:2 Eitelwein (22.)
Zuschauer: 712
Schiedsrichter: Christian Schipper, Assistenten: Marvin Schwoon, Markus Schmidt
23.04.2022 (dibe)